Ein Resümee nach dem ersten Jahr im WIR!-Projektvorhaben
„Designorientierte Produktentwicklung in Kooperation zwischen Handwerk und Kreativwirtschaft“ – Ein Resümee nach dem ersten Jahr im WIR!-Projektvorhaben
Handwerk und Innovation?! Tradition trifft auf Moderne, Althergebrachtes auf frische Ideen. In genau diesem Spannungsfeld bewegt sich das Projekt „WIR! – Das Handwerk als Innovationsmotor in der Elberegion Meißen“, welches in das zweite Projektjahr startet. Zeit ein Resümee zu ziehen und die erreichten Fortschritte festzuhalten.
Forschung und Transfer der Studienakademie Riesa – das regionale Handwerk im wissenschaftlichem Fokus
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startete das Innovationsförderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ bereits im Jahr 2017 als Pilot der Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“. Es zielt auf strukturschwache Regionen jenseits der bestehenden Wirtschafts- und Innovationszentren ab. Es soll starke Impulse setzen, die regionale Innovationsfähigkeit erhöhen und langfristig Perspektiven für Wachstum und Beschäftigung schaffen.
Gegenstand des im Februar 2021 gestarteten Forschungsprojektes ist die Frage, welche Faktoren die Attraktivität und die Innovationsfähigkeit des regionalen Handwerks der Elberegion Meißen nachhaltig beeinflussen. Der Forschungsansatz beruht auf der Annahme, dass die Bildung von Kooperationen zwischen Handwerk und der Kreativwirtschaft die Innovationstätigkeit in der Region positiv beeinflussen und verstetigen kann. Wesentliche statistisch nachgewiesenen Entwicklungstrends in der Elbe-Region Meißen, wie die Abnahme der Landkreisbevölkerung um 13,5% von 1995 bis 2020, der prognostizierten zunehmenden Abwanderung um 6% bis zum Jahr 2030 sowie das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung auf 48,5 Jahre (TOP10 der ältesten Landkreise in Deutschland) sollen aktiv durch Innovationsprojekte mit und für das regionale Handwerk entgegengewirkt werden (Vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBSR (2021): Bevölkerungsprognose 2040).
Mit 3.744 Handwerksbetriebe und ca. 22.000 Beschäftigten zählt das regionale Handwerk zu den Wirtschaftsmotoren der Region (Vgl. Kreishandwerkerschaft Meißen (4/2019): Statistik des regionalen Handwerks). Statistische Erhebungen zum sächsischen Handwerk zeigen jedoch, dass nur in seltenen Fällen wirtschaftlich verwertbare Marktneuheiten aus dem Handwerkssektor selbst heraus entstehen (Vgl. Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr (2019): Das Sächsische Handwerk 2019, Struktur- und Potentialanalyse, 102). Innovationswiderstände im Handwerk zeigen sich in zahlreichen Veröffentlichungen sowohl aufgrund mangelndem wirtschaftlichen Handlungsdrucks, mangelnden Zeitkapazitäten, fehlendem Fachpersonal und einem häufig nicht abgeschlossenen Generationswechsel. Widerstände im Innovationsprozess sind zudem für Handwerksbetriebe oft nicht selbstständig lösbar und bedürfen externer Kooperationen. Daher fungiert die Studienakademie Riesa im Forschungsprojekt als Transfermittler und enger Bildungspartner mit einem verlässlichen Beitrag zum bedarfsorientierten Wissenstransfer in die Wirtschaft und in die Gesellschaft der Region. Ziel im WIR!-Projektvorhaben ist es, den Dialog zwischen den regional ansässigen Handwerksbetrieben und der Kultur- und Kreativwirtschaft aufzubauen, zu begleiten und zu verstetigen. In der anstehenden zweiten Projekt-Förderphase, welche voraussichtlich im Januar 2023 startet und für drei Jahre geplant ist, sollen darüber hinaus neuartige, qualifizierungsdurchlässige und digitale Bildungs- und Kommunikationsformate für das Handwerk entwickelt werden.
Im Teilprojekt Kreativdialog wurden zum einen über 1300 Handwerksbetriebe der Elberegion Meißen zu den Themen Innovation, Nachwuchs- & Fachkräftegewinnung, Generationswechsel, Digitalisierung und Unternehmensnachfolge befragt. Mit dem derzeitigen Erhebungsstand zeigen sich erste Kausalitäten zwischen einem abgeschlossenen Generationswechsel und der erhöhten Innovationsbereitschaft im regionalen Handwerk. Es deutet sich weiterhin an, das weiterführende und vielfältige Bildungsaktivitäten der Mitarbeiter die Innovationsfähigkeit der Handwerksbetriebe positiv beeinflusst. Ebenso ist erkennbar, dass im Umgang mit Widerständen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale fördernd bzw. hemmend auf Innovationsprozesse im Unternehmen wirken. Nach Abschluss der Datenerhebung und Analyse von Innovationswiderständen, werden Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Innovationswiderständen bis Mitte 2022 ausgesprochen.
„Handwerk und Kreativwirtschaft im Dialog - gemeinsam an Innovationsprojekten arbeiten“
Auf der Umsetzungsebene ging es um den Aufbau von Dialog und Kooperationen zwischen Handwerk und der Kreativwirtschaft. Die Erwartungshaltung an einen Dialog mit Kreativschaffenden und deren Impulse zeigten sich in Neugierde und Aufgeschlossenheit bei repräsentativ ausgewählten Obermeistern verschiedener Innungen. Für den Dialogaufbau haben sich die Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Riesa und die Kreishandwerkerschaft Region Meißen mit dem Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V. – Projekt Kreatives Sachsen tatkräftige Unterstützung eingeholt. Gegenstand und Herausforderung wirkten in den ersten Projektmonaten gleichermaßen für den Aufbau einer Kommunikationsplattform zwischen Handwerk und der Kreativwirtschaft, die auf beiderseitiges Interesse gestoßen ist. Beide Akteure sind kleinteilig organisiert und haben im täglichen Geschäft wenig Berührungspunkte. Auch sprechen sie oft eine andere Sprache und die Kommunikationswege sind unterschiedlich. Den Projektmitarbeitern der Riesaer Akademie gelang es den Dialog zwischen den regional ansässigen Handwerksbetrieben und der Kultur- und Kreativwirtschaft aufzubauen, zu begleiten und zu verstetigen.
In „handwerkerfreundlichen" Dialogveranstaltungen („Kreativclubs“) im regelmäßigem Turnus wurden Vertreter aus dem regionalen Handwerk und Schaffende der Kreativwirtschaft zu Innovationsthemen eingeladen. Themenbezogene Impulsvorträge, ein moderierter offener Dialog zwischen dem Handwerk und der Kreativwirtschaft sowie ein lockerer Austausch regten zu neuen Ideen und bereichsübergreifenden Kooperationen an.
So stellte bspw. Herr Walter Stuber, geschäftsführender Gesellschafter der Spezialgerüstbaufirma Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH aus Roßwein vor, wie vielfältig und gewinnbringend Marketingtätigkeiten sind. In punkto Digitalisierung stellte die IN-Software GmbH eine Lösung für die Handwerksbetriebe vor. Und zum Thema „Frauen.Können.Handwerk“ machte Jacqueline Hausotte, Steinmetzmeisterin, Inhaberin von zwei Unternehmen sowie Gründerinnen Preisträgerin von 2021 darauf aufmerksam, welches Potenzial sich hinter „Handwerksfrauen“ verbirgt.
Die Veranstaltungsreihe der Kreativclubs war gleichzeitig der Start des KreativWettbewerbs „BESSER MACHEN! – IdeenJam für das Handwerk von morgen in der Elberegion Meißen“. Handwerker und Kreativschaffende waren aufgerufen, Ideen, Konzepte und Lösungsansätze für ein zukunftsfähiges Handwerk einzubringen. Die Themenbereiche demografischer Wandel, Digitalisierung, Klima- und Umweltschutz, Globalisierung aber auch Imagepflege und Bedürfnisänderungen bei Nutzern eröffneten ein breites Fragespektrum und vielfältigen Raum für Innovationen im Handwerk. Insgesamt 20 Einreichungen konnten verzeichnet werden. Ein zweistufig organisiertes Bewertungsverfahren mit einer Fachjury, aus Vertretern von Handwerk, der Kreativwirtschaft, den Medien, der Wirtschaft sowie dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, sichert den hohen Qualitätsanspruch an den KreativWettbewerb und damit an Innovationen im Handwerk. Aus der ersten Bewertungsstufe im Dezember 2021 ergaben sich zehn Finalisten. Die zehn Finalisten werden am 1. April 2022 in der KreativWerkstatt "IdeenCamp - TESTE DAS KONZEPT!“ gemeinsam mit den Handwerksbetrieben an der jeweiligen Idee arbeiten. Als Ergebnis und Perspektive des Prozesses soll für die Handwerker und ihre Partner ein umsetzungsfähiges und durch Kreativschaffende reflektiertes Konzept mit hohem Umsetzungspotential entstanden sein. Die Prämierung der besten Einreichungen, verbunden mit einer medienwirksamen Öffentlichkeitsarbeit ist für Mai 2022 geplant.
Kontakt- und Rückfragen richten Sie bitte an Diana Kammer per E-Mail:
diana.kammer@inno-handwerk.de oder Tel. 03525-707 851.
Weitere Informationen unter https://inno-handwerk.de/
Adresse: Staatliche Studienakademie Riesa, Rittergutsstraße 6, 01591 Riesa